· aspekte des lehrberufs · WIE KÖNNEN LEHRKRÄFTE EMPATHIE ZEIGEN? Suchen Sie aktiv und bewusst nach Hinweisen bei den Schülerinnen und Schülern, ob diese Unterstützung oder Hilfe benötigen. Schülerinnen und Schüler machen nicht nur durch Meldungen und Nachfragen deutlich, dass sie etwas nicht verstanden haben. Wenn Schülerinnen und Schüler schulische Schwierigkeiten oder soziale Probleme haben, verängstigt oder verärgert sind, kann man das häu- fig auch im Verhalten, der Mimik und der Gestik erkennen. Im besten Fall kennen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler so gut, dass sie vorhersagen können, an welcher Stelle Verständnisschwierigkeiten oder auch soziale / emotionale Probleme auftreten werden, sodass Sie ihren Unterricht entsprechend planen und gestalten können. Berücksich- tigen Sie außerschulische Faktoren, die die Schülerinnen und Schüler beschäftigen und erkennen Sie die Gefühlslage der Kinder an. WIE KANN LEHRKRÄFTEN EINE EFFEKTIVE EMOTIONSREGULATION GELINGEN? Eine der effektivsten Emotionsregulationsstrategien ist es, die emotionsauslösende Situation nachhaltig zu verändern. Manchmal ist es jedoch nicht möglich, eine Situation zu verändern und wir haben wenig Handlungsspielraum. Hier haben sich kognitive Strategien als sehr hilfreich erwiesen. Ein Beispiel hierfür ist die kognitive Umbewertung, bei der es darum geht, sich von negativen Gedanken zu lösen und stressauslösende Situationen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Weiterhin gibt es einige Strategien, die als eher ineffektiv gelten, insbesondere die expressive Regulation, die auch als Suppression bezeichnet wird. Diese Strategie ist auf lange Sicht nicht nur für die Lehrkraft selbst, sondern auch für die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern schäd- lich. Denn trotz des Versuchs, sich den eigenen Ärger nicht anmerken zu lassen, nehmen die Schülerinnen und Schüler diesen weiterhin wahr. Sozial-emotionale Kompetenz von Lehrkräften Empathie und Emotionsregulation gelten als zwei zentrale Aspekte der sozial- emotionalen Kompetenz. Empathie ist die Fähigkeit, die Perspektive anderer ein- zunehmen, ihre Emotionen zu erkennen und nachzuempfinden. Theoretisch kann angenommen werden, dass das Verstehen und Erkennen der Emotionen des Ge- genübers es ermöglichen, die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler treffend einzuschätzen, während das Mitfühlen die Motivation erhöht, auf die Schülerin- nen und Schüler einzugehen. Emotionsregulation ermöglicht es Lehrkräften zu steuern, welche Emotionen sie selbst erleben und wie sie diese im Unterricht ausdrücken. Dabei lassen sich zwei zentrale Strategien unterscheiden: Die kognitive Regulation setzt an den Ge- danken an und ermöglicht es, eine andere Perspektive einzunehmen, um das emo- tionale Erleben zu verändern. Die expressive Regulation hingegen setzt am Emoti- onsausdruck an, verändert also nicht das Empfinden der Person. Allerdings ist bislang wenig darüber bekannt, welche Effekte die sozial-emo- tionale Kompetenz auf den Unterricht und die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler hat. Dieses Wissen ist insbesondere für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften relevant, um Angebote entsprechend ausrichten zu können. Erst seit einigen Jahren widmen sich empirische Studien zunehmend dieser Frage. In zwei systematischen Reviews fasste die SEMO-Arbeitsgruppe daher die bislang gewon- nen Erkenntnisse zur Rolle von (1) Empathie und (2) Emotionsregulation für die Unterrichtsqualität sowie die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zusam- men. Im Fokus standen dabei die drei zentralen Dimensionen der Unterrichtsqua- lität – emotionale Unterstützung, Klassenführung und fachliche Unterstützung – sowie die kognitiven (z. B. Mathematikleistung) und nicht-kognitiven (z. B. Interesse am Unterricht, sozial-emotionale Kompetenz) Outcomes der Schülerinnen und Schüler sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich. Aldrup, K., Carstensen, B., & Klusmann, U. (2022). Is empathy the key to effective teaching? A systematic review of its association with teacher-student interactions and student outcomes. Educational Psychology Review, 34(3), 1177–1216. https://doi.org/10.1007/s10648-021-09649-y Aldrup, K., Carstensen, B., & Klusmann, U. (revised and resubmitted). The role of teachers’ emotion regulation in teacher- student interactions and student outcomes: A systematic review and meta-analysis. ipn journal no 10 14